Seminarerfolg durch Wissenschaft
Für den Fall, dass Sie mich noch nicht kennen – ich bin Tom Freudenthal, Gründer von Centered Learning. Über die letzten 15 Jahre haben wir Hunderte von Seminaren gegeben, die seit 10 Jahren kontinuierlich und zuverlässig Teilnehmerbewertungen um die Note 1,4 erreichen. Daraus hat sich das Centered Learning Trainer-System entwickelt, das die strategischen Prozesse, Abläufe und Methoden beschreibt, die hinter diesen Ergebnissen stecken.
Ziel dieses Artikels ist, Ihnen eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der Gehirnforschung zu zeigen, die Ihren Seminarerfolg beeinflussen. Und wie sie Sie einsetzen könnten, um Ihre Seminare noch weiter zu optimieren.
Um genau zu sein – ich möchte Ihnen zeigen, wie Sie die Erfahrungen der Neurowissenschaft so nutzen können, dass Ihr Seminarerfolg nicht mehr vom Thema, der Teilnehmerzusammensetzung oder Ihrer Tagesform abhängt, sondern von Abläufen und Strukturen, die Sie jedes Mal wieder identisch umsetzen können (mit immer dem gleichen Ergebnis).
Nr. 1 Die Badewannen-Erkenntnis
Einer der wichtigsten deutschen Gehirnforscher und Universalgelehrten ist Prof.Dr.Dr. Gerhart Roth, Direktor des Zentrums für Kognitionswissenschaften an der Universität Bremen. Seine Forschungen haben schon vor Jahren unter anderm gezeigt, dass die Aufnahmefähigkeit unseres Arbeitsgedächtnisses begrenzt ist.
Und das hat massive Auswirkungen darauf, was und wie viel Ihre Teilnehmer verarbeiten und behalten können von dem, was sie in Ihrem Seminar erleben!
Vereinfacht ausgedrückt, haben Ihre Teilnehmer drei Arten von Gedächtnis:
Alle drei haben sehr unterschiedliche Speicherkapazitäten.
Das Kurzzeitgedächtnis behält Informationen nur für sehr kurze Zeit. Im Extremfall nur wenige Sekunden und dann sind die Inhalte wieder gelöscht – der Speicher ist also sehr klein.
Das Arbeitsgedächtnis hat etwas mehr Kapazität, die aber auch begrenzt ist und normalerweise nach 5 Minuten ausgeschöpft ist.
Das Langzeitgedächtnis hat eine unbegrenzte Kapazität. Nur - bis eine Information dort landet, muss sie erstmal durch die beiden vorigen Stufen hindurch - ohne dass sie auf diesem Weg wieder gelöscht wird.
Vor allem die Erkenntnis, dass die Kapazitätsgrenze des Arbeitsgedächtnis nach ca. 5 Minuten erreicht ist, hat massive Auswirkungen auf Ihr Seminar...
Im schlechtesten (meistens Normal-) Fall bedeutet das nämlich,
dass Ihre Teilnehmer alles wieder vergessen, was Sie Ihnen nach den ersten 5 Minuten Ihres Vortrages erzählen!
Stellen Sie sich eine Badewanne vor:
Nehmen wir an, auf der linken Seite läuft das Wasser hinein. Der Wasserspiegel steigt und nach ca. 5 Minuten ist die Wanne voll. Aber damit sie nicht überläuft, gibt es einen Überlauf und das bedeutet:
Nach 5 Minuten, fließt das Wasser, das zuerst in die Wanne gelaufen ist, auf der anderen Seite wieder hinaus.
So ähnlich ist das auch mit dem Arbeitsgedächtnis.
Wenn Sie Ihren Teilnehmern länger als 5 Minuten auf einem Lernkanal Informationen vermitteln (also zum Beispiel, indem Sie ihnen eine Powerpoint-Präsentation zeigen), dann löschen die Arbeitsgedächtnisse Ihrer Zuhörer Stück für Stück alles wieder weg, was Sie vor den letzten 5 Minuten gehört haben.
Anders ausgedrückt: Am Ende wissen sie nur noch genau das, was in den letzten 5 Minuten dran war.
Nun ist die Welt immer sehr viel komplexer, als Modelle sie beschreiben können, und in vielen Fällen gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel, wenn einer Ihrer Zuhörer schon Vorwissen hat, was genau zu dem passt, worüber Sie gerade reden – dann kann es sein, dass sich diese Information beim Teilnehmer doch abspeichert.
Aber vom Grundsatz stimmt diese Erkenntnis und wenn Sie an eigene Erfahrungen aus Seminaren zurückblicken, dann ist Ihnen das wahrscheinlich auch schon oft passiert:
Drei Tage nach so einem Seminar haben Sie kaum noch etwas von den Inhalten im Kopf.
Man kann dieses Phänomen übrigens auch sehr einfach selbst überprüfen – lesen Sie mal 30 Minuten lang ununterbrochen ein Fachbuch mit noch nicht bekannten Informationen und schauen dann direkt nach dem Lesen, was Sie jetzt wirklich noch genau erinnern vom Lesestoff. Sie werden überrascht sein, was und wie wenig das ist 🙂
Was heißt das jetzt für Ihre Praxis als SeminarleiterIn?
Wenn Sie Ihr Seminar nicht als Lieferservice für Informationen betrachten und nicht in der begrenzten Zeit die maximal mögliche Menge an Wissen präsentieren möchten, die möglich ist...
und es Ihnen wichtig ist, dass Ihre Teilnehmer nicht nur viel hören, sondern auch viel verstehen, verarbeiten und sich dann auch viel merken können (von anwenden noch gar nicht zu sprechen 🙂
dann müssen Sie ca. alle 5 Minuten zwei Dinge tun:
A) Entweder den Lernkanal wechseln. Also Ihre Teilnehmer zum Beispiel vom Zuhör-Modus in den Reflektions-Modus bringen.
Wir verwenden zum Beispiel in unseren Seminaren ca. 20 unterschiedliche Lernmodi, die wir ständig rotieren, um die Aufnahmefähigkeit unserer Teilnehmer auf hohem Niveau zu halten.
B) Und – oder – Ihren Teilnhemern die Gelegenheit geben, das Gehörte zu verarbeiten und abzuspeichern. Das geht logischerweise nicht, während Sie weitersprechen, sondern dafür braucht es eine Pause. Eine kurze Unterbrechung, in der die Teilnehmer sich Notizen machen oder über das Gehörte nachdenken oder reden können.
Jetzt könnte es sein, dass eine innere Stimme in Ihnen ruft „Oh Gott, wenn ich das mache, dann komme ich ja nie mit meinem Stoff durch!“
Verständlich 🙂
Aber Sie haben die Wahl.
Entweder „Druckbetankung“ mit dem Ergebnis, dass bei Ihren Teilnehmern am Ende wirklich gar nichts oder kaum etwas hängenbleibt. Sie haben zwar alles erzählt, was zum Thema gehört, aber Ihre Leute haben nichts gelernt und verändern wird sich im Leben Ihrer Teilnehmer in diesem Fall natürlich auch nichts.
Oder – Sie reduzieren die anvisierte Wissensmenge radikal und sorgen dafür, dass die wichtigen Dinge auch wirklich in den Köpfen Ihrer Teilnehmer landen - also verarbeitet und abgespeichert.
Im Wesentlichen durch kurzgetaktete Methodenwechsel.
Wir machen das in unseren Workshops genauso und ich höre praktisch jedes Mal im Schlussfeedback irgendwas in dieser Art:
„Ich bin völlig erstaunt, wie viel ich in dieser kurzen Zeit lernen konnte. Das habe ich noch nie erlebt!“.
Weniger ist mehr ...zumindest wenn es um Seminare geht 🙂
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